Interview mit Radi Hofstetter, Präsident Kantonaler Fischereiverband Graubünden, in der Zeitschrift Petri-Heil (4/2024) des Schweizerischen Fischerei-Verbandes SFV:

Der Niedergang der Fischbestände im Alpenrhein ist die direkte Folge der exzessiven Wasserkraftnutzung. Der Bündner und der Schweizerische Fischerei-Verband kämpfen für die Umsetzung des Gewässerschutzgesetzes.

Schweizerische Fischerei-Zeitung: Was geht Ihnen als Bündner Fischereipräsident durch den Kopf, wenn Sie am Vorderrhein stehen?

Radi Hofstetter: Der Vorderrhein unterhalb von Ilanz im sogenannten «Swiss Grand Canyon» ist optisch eine Augenweide von atemberaubender Schönheit. Natur pur, würde man meinen! Leider beherbergt der freifliessende, mit perfekten Kolken gespickte Vorderrhein fast keine Fische mehr!

Hat sich die Situation zugespitzt? Wir Fischerinnen und Fischer erleben den stetigen Niedergang seit nunmehr 20 Jahren. Wenn man im Bachbett die Steine umdreht, findet man kaum noch Nährtierchen. Wo früher tausende Köcherfliegenlarven in Reih und Glied an einem versunkenen Ast hingen, herrscht heute gähnende Leere. Und ohne Nahrung überleben keine Fische.

An was liegt das? Es ist wahrscheinlich wie immer eine Kombination von verschiedenen Umweltfaktoren, die beinahe zur Ausrottung der Nährtierchen führte. Der Klimawandel und toxische Pestizidwolken sowie andere Umweltgifte werden ihren Beitrag daran haben. Aber der zunehmend aggressivere Betrieb der Wasserkraftwerke mit dem «optimierten Fahren am Strom-Spottmarkt» mit den kurzen, sehr steil ansteigenden und ebenso steil abfallenden Flanken trägt maßgeblich zur dramatischen Reduktion der Bestände an Nährtieren und Fischen bei. Wenn innerhalb einer Minute die Wassermenge um das fünf- bis zehnfache ansteigt, werden diese schlechten Schwimmer weggeschwemmt oder sitzen beim nächsten Sunk eine Stunde später im Trockenen.

Wo liegt die Motivation des SFV? Beim Fliessgewässersystem des Vorder-, Hinter- und Alpenrheins handelt es sich um das grösste Gewässersystem mit einzigartigem Symbolcharakter und herausragender ökologischen Bedeutung für die gesamte Schweiz. Es ist das Hauptlaichgebiet der stark gefährdeten Seeforelle des Bodensees.

Lies mehr:

Das gesamte Interview in Petri-Heil 4/2024


Hintergrundfoto / Foto im Text (jeweils Ausschnitte): (c) Petri-Heil 4/2024