Wir hatten wieder einmal eine wunderbare Tagung!

Hier schon einmal ganz vielen Dank an alle Mitwirkenden!!!

„Wir (und noch viel mehr) waren dabei!“ Foto: Thomas Klefoth

Die studentischen Preisträger (von links): Max Licht, Meret Neske, Korbinian Pacher. Herzlichen Glückwunsch!!!
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Abstractheft – Programm und Zusammenfassungen

Download 6,4 MB: Abstractheft 2023


Bericht über die 19. Tagung der Gesellschaft für Ichthyologie (GfI) e.V. vom 12. bis zum 15. Oktober 2023 an der Hochschule Bremen

Ein Rückblick

Drei volle Tage drehte sich wieder einmal alles um das Thema „Fisch“. Mit insgesamt 33 Vorträgen, davon fünf eingeladenen Keynote-Vorträgen, zwölf Postern und einer Exkursion wurde eine große Spannbreite fischkundlicher Themen behandelt. Der Icebreaker am Vorabend, zahlreiche Pausen sowie der Gesellschaftsabend und ein Get Together in lockerer Kneipenatmosphäre boten zudem zahlreiche Gelegenheiten zum Kennenlernen und zum fachlichen Austausch.

Den Themenschwerpunkt Schlammpeitzger eröffnete Ralf Schulz in seiner Keynote mit spannenden Einblicken in ökotoxikologische Fragestellungen im Kontext Fisch-Wasser-Sediment. Weitere Beiträge behandelten Vorkommen, Gefährdung und Schutzkonzepte in mehreren deutschen Bundesländern. Gemeinsam mit Kollegen aus Belgien, den Niederlanden und Österreich wurden erste Ideen zur Bildung eines grenzübergreifenden Schlammpeitzger-Expertennetzwerks diskutiert. Ein großes Thema war auch die zunehmende Ausbreitung asiatischer Schlammpeitzgerarten mit Beiträgen über Verhaltensunterschiede, Taxonomie und genetische Artbestimmung.

Das Thema Fischfauna heimischer Küsten wurde von Jörg Scholle mit einem Keynote-Vortrag über Ökologie und Fische der deutschen Wattenmeerästuare eingeleitet. Große Bedeutung kam der Darstellung von Maßnahmen und Möglichkeiten zur Verbesserung der ökologischen Durchgängigkeit zwischen marinen, ästuarinen und limninischen Lebensräumen zu, wobei vor dem Hintergrund von (weiterem) Flussausbau, Klimawandel und Verlust der Biodiversität der immense Handlungsbedarf zur Erreichung eines guten ökologischen Zustandes deutlich wurde. Ein Beitrag über die Fischgemeinschaft eines Strandsees in Mecklenburg und ein Citizen Science-Projekt zur Kartierung von Seepferdchen in der Nordsee brachten weitere Informationen und Diskussionen zu diesem bisher relativ wenig behandeltem Forschungsfeld.

In den Fachbeiträgen zur Morphologie gab es spannende Einblicke in die Wunderwelt der Feinstrukturen der Fische. Mikro-CT-Aufnahmen, Aufhell- und Färbepräparate und andere Methoden zeigten in beeindruckenden Darstellungen Dinge, die mit bloßem Auge nicht zu erkennen sind, aber doch für Evolution, Phylogenie und Taxonomie die entscheidenden Hinweise zur wissenschaftlichen Einordnung liefern.

Die Beiträge rund um die Biologische Vielfalt wurden von Jörg Freyhof eröffnet, der in seinem Keynote-Vortrag die neu herausgekommene Rote Liste der deutschen Süßwasserfische vorstellte. Gleich drei „neue“ Elritzenarten, das Chaos im Carassius auratus-Komplex, faunenfremde Schlammpeitzger, weitere neobiotische Fische, das „Renken-Desaster“, aber auch die Wiederentdeckung bereits verschollen geglaubter Arten zeigten die gesamte Spannbreite zwischen Gefährdung, Faunenwandel aber auch ersten Erfolgen im Fischarten- und Gewässerschutz. Beiträge zur (dringend erforderlichen) Vermittlung von (Fisch-)Artenwissen und, ob und wie der Wels vom ehemals bedrohten zum inzwischen bedrohenden Element unserer Fischfauna wird, rundeten die Session ab und sorgten für ausgiebigen Diskussionsstoff.

Die unglaubliche Vielfalt der Fische tropischer Meere wurde im Keynote-Vortrag von Oscar Puebla am Beispiel der farbenprächtigen Sägebarsche (Serranidae) präsentiert. Kaum zu glauben, welche komplexen Mechanismen zwischen den sehr spezifischen Paarungssystemen mit gleichzeitigem Hermaphroditismus und Eitausch bestehen, wie aggressive Mimikry, genetische Kopplung zwischen Visibilität und Pigmentierung, Hybridisierung und Introgression sowie eine modulare phänotypische und genetische Architektur der Farbmuster-Variation zur Radiation dieser Fischgruppe beitragen. Ethologische Fragen standen dann im Mittelpunkt beim Komfortverhalten von Lippfischen und bei der Analyse des gemeinsamen Jagdverhaltens von Seelöwen und Gestreiften Marlins.

Ebenfalls tropisch aber liminisch war dann der faszinierende Expeditionsbericht von Frederic Schedel über seine Suche nach Serranochromis janus im Malagarasi-Flusssystem in Tansania. Physiologisch gab es spannende Einblicke im Vortrag über (extreme) Temperaturtoleranz zweier endemischer und gefährdeter extremophiler Arten aus einem geothermisch stark erwärmten und schwefelreichen Quellsystem in Mexico, dem Schwefelmolly (Poecilia sulphuraria) und dem Breitmaul-Kärpfling (Gambusia eurystoma).

Zum Thema Angelfischerei hielt Alexander Seggelke einen einführenden Keynote-Vortrag über den Beitrag der deutschen Angelfischerei zum Fischartenschutz. Als Geschäftsführer des Deutschen Angelfischerbandes DAFV zeigte der Referent, wie im gesellschaftlichen und politischen Spannungsfeld zwischen dem Nutzen natürlicher Ressourcen einerseits und dem Schutz natürlicher Lebensgrundlagen andererseits u.a. zu den Themen Fischbesatz, Entnahmefenster, Beschränkungen beim Fang von Aal und Dorsch, aber auch Gewässerrenaturierung, Umweltbildung und Fischartenschutz regelmäßig Positionen zu beziehen sind. Die Gewässerökologie stand dann im Mittelpunkt der Beiträge über Seenrenaturierungen durch die Angelfischerei, über die Regeneration der Fischbestände in der Oder ein Jahr nach dem großen Fischsterben im letzten Sommer und über die Entwicklung der Fischfauna in der Sieg, bekannt durch die ersten natürlichen Reproduktionserfolge beim Lachs, heute aber durch Wasserknappheit stark bedroht.

Zum Abschluss der Tagung fand dann noch eine Exkursion in das NATURA 2000-Gebiet „Zentrales Blockland“ statt, einem historisches Grünland-Grabensystem am Stadtrand von Bremen. Das Gebiet zeichnet sich u.a. auch durch seine hohen Abundanzen an den FFH Anhang II-Arten Schlammpeitzger, Steinbeißer und Bitterling aus. Trotz intensiver Befischungen entzog sich der Schlammpeitzger jedoch dem Zugriff, das gute Wetter, die Bewirtung im Hofcafé, die fachlichen Informationen über das Schutzgebiet und zahlreiche andere Fischarten (u.a. Steinbeißer) sorgten jedoch für gute Stimmung, zahlreiche Fotos und so manche fachliche Diskussion.

Danksagung

Ein großer Dank geht an alle Referenten/innen, an das diskussionsfreudige Auditorium, die Diskussionsleitungen und an das Team zur Bewertung der besten studentischen Beiträge. Thomas Klefoth vom Internationalen Studiengang Technische und Angewandte Biologie (ISTAB) hatte dankenswerterweise die Ausrichtung übernommen, die Hochschule Bremen hatte die Räumlichkeiten unkompliziert zur Verfügung gestellt. Zum guten Gelingen der Tagung trugen ganz wesentlich die diversen Organisation- und Helfer-Teams mit ihrem starken Einsatz bei. Sara Kast und Isabelle Gebhardt kümmerten sich seitens der GfI vom ersten Moment unermüdlich um Planung, Vorbereitung und Durchführung. Die Unmengen an gefiltertem Kaffee, Keksen, Kaltgetränken aller Art und zahlreichen Leckereien in den Kaffee- und Mittagspausen bewältigte das Bremer Team um Angela Verwold mit Katja Pisowocki, Mara Roß, Isabel Tanzberger, Meret Neske, Asija Gabajdulina und Oliver Birnbacher, Henning Harder unterstützte maßgeblich auf der technischen Seite. Klaus Geißler kam mit seiner Grillstation von weit angereist, um uns mit frischer Bratwurst zu versorgen, von Glícia Calazans stammten die leckeren Blätterteigsnacks zum Icebreaker. Kaum zu glauben aber, wie es unser GfI-Mitglied Iris Woltmann schaffte, für 80 Personen Suppe in verschiedenen Varianten und mit allen Feinheiten inklusive Nachtisch (mit Sahnehäubchen) zu kochen! An alle hier genannten und auch an so manche hier nicht namentlich erwähnten „Helferlein“ geht seitens der Hochschule Bremen und der Gesellschaft für Ichthyologie e.V. noch einmal unser ganz herzliches Dankeschön!

 Bremen, 22.10.2023

Heiko Brunken, GfI Geschäftsführer

19. GfI-Tagung Bericht Download PDF