Ein Beitrag des NDR, Stand: 29.09.2025 14:56 Uhr:

Experte vermutet: Natürlicher Wind-Effekt Grund für Fischsterben

Tausende Fische sind möglicherweise durch sogenanntes Upwelling gestorben und an die Strände in Mecklenburg-Vorpommern gespült werden. Das vermutet ein Experte des Thünen-Instituts für Ostseefischerei.

Für das auffällige Fischsterben der vergangenen Tage vor der Ostseeküste zwischen Heiligendamm und Markgrafenheide (Landkreis Rostock) ist wahrscheinlich ein kurzfristiger natürlicher Effekt verantwortlich. Zu diesem Schluss ist der Fischerei-Experte Christopher Zimmermann vom Thünen-Institut für Ostseefischerei in Rostock gekommen. Beim sogenannten Upwelling drücke starker ablandiger Wind die obere Wasserschicht auf die offene See. Deshalb ströme sauerstoffarmes Wasser aus der Tiefe nach oben, so Zimmermann im Gespräch mit dem NDR. Viele Fische hätten nicht genug Zeit um wegzuschwimmen. Sie ersticken.

Tote Plattfische weit vor der Küste

Die Messungen von weiteren Experten wie Michael Naumann vom Leibniz-Institut für Ostseeforschung ergaben inzwischen, dass der Sauerstoffgehalt in den entsprechenden Ostseeabschnitten am Wochenende unter dem Durchschnitt lag. Naumann nahm am vergangenen Freitag und am Sonntag Proben an Stellen bis zu 2,5 Kilometer vor der Küste. „Wir haben den Effekt erfasst“, so Naumann. Er habe Plattfische in etwa 0,5 Metern unter der Wasseroberfläche noch 500 bis 700 Meter vor der Küste gesehen. Das sei für Plattfische äußerst ungewöhnlich.

Landesamt startet Untersuchungen

Unterdessen hat das Landesamt für Landwirtschaft, Lebensmittelsicherheit und Fischerei Mecklenburg-Vorpommern (LALLF) begonnen, die toten Fische zu untersuchen – unter anderem auf Bakterien, Gifte und unnatürliche Rückstände. Mit Ergebnissen ist Mittwoch zu rechnen. Die Hansestadt Rostock hat eine Expertengruppe eingerichtet. Das Veterinär- und Lebensmittelüberwachungsamt hat vorsorglich das Inverkehrbringen von Fischen als Lebensmittel untersagt und wird unverzüglich über Ergebnisse informiert.

Seit Sonnabend keine neuen Funde

An den Ostseestränden von Nienhagen, Warnemünde und Markgrafenheide waren seit Freitag zahlreiche tote Fische entdeckt worden. Erste Meldungen über das Fischsterben kamen von Badegästen in Warnemünde, die von toten Tieren am Meeresboden in Strandnähe berichteten. Nach Angaben der Wasserschutzpolizei musste von mehreren tausend toten Fischen unterschiedlicher Arten ausgegangen werden. Seit Samstagabend seien keine weiteren Fische hinzugekommen.

Selbes Phänomen vor Schleswig-Holsteins Küste

Zuletzt wurden vor knapp zwei Wochen an der schleswig-holsteinischen Ostseeküste zwischen Niendorf bis Scharbeutz tote und verendende Fische beobachtet. Auch hier bestätigten Wasserproben, die auf Sauerstoff- und Salzgehalt sowie Temperatur untersucht wurden, das es sich um ein von starken Südwestwinden ausgelöstes „auftriebsbedingtes Fischsterben“ handelte, wie das zuständige Landesamt mitteilte. Das Phänomen sei nicht neu und trete typischerweise Anfang des Herbstes auf.


Vermutung bestätigt

https://www.ardmediathek.de/video/nordmagazin/tote-ostsee-fische-im-wasser-erstickt/ndr/…


Hintergrundfoto: Nordmagazin

https://www.ndr.de/nachrichten/mecklenburg-vorpommern/fischsterben-bei-rostock-seuche-ausgeschlossen-angeln-wieder-moeglich,fischsterben-120.html