Mitteilung des Österreichischen Kuratoriums für Fischerei und Gewässerschutz vom 12.12..25:

Der Schlammpeitzger ist Fisch des Jahres 2026

Kleine Helden der Auen

Gratulation an den Schlammpeitzger! Der kleine „Furzfisch“ hat die Online-Wahl zum Fisch des Jahres 2026 von Österreich mit beeindruckenden 47 % der Stimmen gewonnen und sich damit vom unscheinbaren Auenbewohner zum Publikumsliebling gemausert.

Warum gerade er? Weil dieser kleine Überlebenskünstler so einzigartig ist wie kaum ein anderer: Bekannt auch als „Furzgrundel“, kann er Luft über den Darm atmen, Trockenheit wie strengen Frost überstehen und sich tief ins Sediment eingraben. Ein echtes Wunder der Evolution!

Überlebenskünstler Schlammpeitzger

Viele halten Gewässer für stille Orte – doch wer genau hinsieht und hinhört, entdeckt ein lebendiges Konzert unter der Oberfläche. Das Rauschen der Strömung, sanftes Gluckern und leises Blubbern schaffen eine faszinierende Geräuschkulisse, in die manche Fische auf ihre ganz eigene Weise einstimmen. Einer von ihnen steht nun besonders im Rampenlicht: der Schlammpeitzger, auch bekannt als Schlammbeißer, Bissgurn, Wetterfisch oder eben auch Furzgrundel.

Wer ihm begegnet, merkt sofort. Das ist ein echter Überlebenskünstler. Der Schlammpeitzger kann über seinen Darm atmen und so im Schlamm vergraben selbst Trockenzeiten überstehen. Verbrauchte Atemluft entweicht über den Enddarm – ein Geräusch, das an das „Pupsen in der Badewanne“ erinnert und ihm seinen charmanten Spitznamen „Furzfisch“ eingebracht hat. Dieses ausgeklügelte System hilft ihm, selbst unter extremen Bedingungen zu überleben.

Charakterfisch intakter Auenlandschaften

Als Bodenfisch hat sich der Schlammpeitzger auf besondere Lebensräume spezialisiert: naturnahe, stehende oder langsam fließende Gewässer mit schlammigem Grund – etwa verlandende Altwässer, Gräben oder abgeschnittene Flussschlingen. Dicht bewachsene Stellen mit Wasserpflanzen oder Totholz bieten ihm Schutz, Nahrung und Rückzugsmöglichkeiten.

Bei Gefahr gräbt er sich tief in den Schlamm ein, übersteht so Trockenheit und Kälte. Tagsüber verborgen, wird er nachts aktiv, sucht nach Nahrung und bewegt sich nahezu unsichtbar durch seinen schlammigen Lebensraum. Diese Strategien machen ihn zu einem wahren „Charakterfisch“ intakter Auenlandschaften.

Trotz dieser erstaunlichen Anpassungsfähigkeit gilt der Schlammpeitzger als stark gefährdet bzw. vom Aussterben bedroht. Entwässerungen, Uferverbau, Gewässerregulierungen und der Klimawandel haben seine Lebensräume massiv eingeschränkt. Mit den verschwundenen Auen gehen auch ihre kleinen Helden verloren.

„Der Schlammpeitzger zeigt, wie eng das Leben in unseren Auen miteinander verknüpft ist. Wer ihn schützt, bewahrt nicht nur diese Art, sondern ganze, gesunde Ökosysteme.“

Mit der Wahl zum Fisch des Jahres 2026 rückt der Schlammpeitzger ins öffentliche Bewusstsein – ein unscheinbarer, aber bemerkenswerter Überlebenskünstler, der eindrucksvoll zeigt, wie lebendig und schützenswert unsere Auenlandschaften sind.

Text: Sonja Behr

Beitrag im Original


In eigener Sache:

GfI-Fischartenatlas

Der Schlammpeitzger Misgurnus fossilis im GfI-Fischartenatlas:

https://biodiv-atlas.de/fische/#!/species/40094/details


Hintergrundfoto: (c) GfI