Pressemitteilung der Universität Wien vom 20.11.2025:
Bisherige Annahmen widerlegt: Artenrückgang statt Artenzunahme bei Haien und Rochen
Überraschender Langzeit-Rückgang enthüllt dringende Schutzprioritäten, etwa Erhalt und die Wiederherstellung vielfältiger Küstenlebensräume
Ein internationales Forschungsteam unter der Leitung der Universität Wien hat die Entwicklung der Artenvielfalt von Haien und Rochen über die vergangenen 100 Millionen Jahre untersucht. Die überraschenden Ergebnisse zeigen einen kontinuierlichen Rückgang der Vielfalt seit dem Eozän vor 45 Millionen Jahren – entgegen der bisherigen Annahme einer stabilen oder sogar zunehmenden Artenvielfalt. Die Studie, die aktuell im renommierten Fachjournal Scientific Reports erschien, liefert wichtige Erkenntnisse für den modernen Meeresschutz.
Was können uns fossile Haie und Rochen über die heutige Biodiversitätskrise verraten? Diese Frage stellte sich das Forschungsteam um Manuel A. Staggl vom Institut für Paläontologie der Universität Wien. „Knorpelfische, zu denen auch die heute lebenden Haie und Rochen gehören, gibt es seit über 400 Millionen Jahren auf unserem Planeten. Sie haben in dieser Zeit mehrere Massenaussterbeereignisse überlebt, doch heute ist über ein Drittel der Neoselachier (Gruppe der modernen Haie und Rochen) vom Aussterben bedroht“, erklärt Manuel Staggl. „Um wirksame Schutzmaßnahmen zu entwickeln, müssen wir verstehen, welche Umweltfaktoren ihre Vielfalt in der Vergangenheit beeinflusst haben.“
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https://idw-online.de/de/news861895
Zusammenfassung:
- Ein internationales Forschungsteam unter der Leitung der Universität Wien hat die Entwicklung der Artenvielfalt von Haien und Rochen über die vergangenen 100 Millionen Jahre untersucht.
- Die überraschenden Ergebnisse zeigen einen kontinuierlichen Rückgang der Vielfalt seit dem Eozän vor 45 Millionen Jahren – entgegen der bisherigen Annahme einer stabilen oder sogar zunehmenden Artenvielfalt.
- Eine der verblüffendsten Erkenntnisse: Das berühmte Massenaussterben nach dem Asteroideneinschlag vor 66 Millionen Jahren, welches die großen Dinosaurier und viele andere Arten auslöschte, hatte auf Haie und Rochen nur geringe Auswirkungen.
- Als entscheidender Faktor für die Entwicklung neuer Hai- und Rochenarten in den vergangenen 66 Millionen Jahren erwies sich die Verfügbarkeit von Lebensräumen. Besonders wichtig dabei seien flache, artenreiche Küstenlebensräume – genau diese sind heute aber in Gefahr.
- Die Erkenntnisse liefern insgesamt somit wichtige Anhaltspunkte für effektive Schutzstrategien: Erhalt und Wiederherstellung vielfältiger Küstenlebensräume und eine drastische Reduktion der CO₂-Emissionen.
Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Manuel A. Staggl
Institut für Paläontologie, Universität Wien
1090 Wien, Josef-Holaubek-Platz 2
manuel.andreas.staggl@univie.ac.at
www.univie.ac.at
Originalpublikation:
Global environmental drivers shape cenozoic neoselachian diversity and identify modern conservation priorities: Manuel Andreas Staggl, Eduardo Villalobos Segura, Michael J. Benton & Jürgen Kriwet. In Scientific Reports.
DOI: 10.1038/s41598-025-25653-6
https://www.nature.com/articles/s41598-025-25653-6
Weitere Informationen:
https://www.univie.ac.at/aktuelles/press-room/pressemeldungen/detail/bisherige-a…
Hintergrundbild: Ein junger Weißspitzen-Riffhai (Triaenodon obesus) ruht unter einer Tischkoralle vor der Küste Indonesiens. (c) Manuel A. Staggl