Ein Themenbeitrag des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V (BUND, Meeresschutzbüro) vom Oktober 2025:


Wie die Jagd auf Sandaale ein Schutzgebiet zerstört – Industriefischerei im Herzen der Nordsee

Sandaalfischerei

Die Sandaalfischerei ist eine millionenschwere Industrie, die die ökologisch wertvollen Fische nicht für den menschlichen Verzehr, sondern ausschließlich für die Verarbeitung zu Fischmehl und Fischöl fängt. Dieses Fischmehl und Fischöl ist ein begehrtes Produkt, um die vielen Tiere in der Aquakultur und der Massentierhaltung an Land zu füttern. Da für die Produktion von Fischmehl und Fischöl nur zehn Prozent Verarbeitungsabfälle verwendet werden, ist die Bilanz der Aquakultur alles andere als nachhaltig. Aktuell müssen etwa vier Kilogramm Wildfisch verfüttert werden, um ein Kilogramm Zuchtlachs zu erzeugen.

Zerstörerische Grundschleppnetzfischerei

In der europäischen Industriefischerei sind Sandaale eine der wichtigsten Zielarten. Sandaale werden mit zerstörerischen Grundschleppnetzen gefangen, da die Tiere den Großteil ihres Lebens vergraben im sandigen Meeresboden verbringen. Da die Sandaale sehr klein sind, werden für den Fang Grundschleppnetze mit einer sehr kleinen Maschenweite von weniger als 16 Millimetern verwendet. So wird nicht nur der geschützte Lebensraum der Sandbank zerstört, sondern es werden auch alle anderen größeren Lebewesen am Meeresboden mitgefangen. Das deutsche Meeresschutzgebiet auf der Doggerbank wird bisher ganzjährig auf seiner gesamten Fläche mit Grundschleppnetzen befischt. Am intensivsten wird dort im Sommer gefischt, wenn die Sandaalfischerei ihre Saison hat.

Die Industriefischerei auf Sandaale wird in Europa von Dänemark dominiert. Auch ein Teil der Doggerbank liegt in dänischen Gewässern. Dänemark hat seinen Teil als einziges Land nicht als Schutzgebiet ausgewiesen. Die großen industriellen Fangschiffe aus Dänemark, Großbritannien, Deutschland, Schweden und Norwegen fischen jedes Jahr über 250.000 Tonnen Sandaal aus der Nordsee. Diese Sandaale fehlen im Ökosystem und dadurch ist das Überleben vieler Arten gefährdet, die auf diese Sandaale als nährreiches Futter angewiesen sind. Obwohl die Sandaalfischerei das Zentrum des Nordsee-Nahrungsnetzes gefährdet und geschützte Lebensräume mit Grundschleppnetzen zerstört, ist sie vom MSC (Marine Stewardship Council) als „nachhaltig“ zertifiziert.

Erfahren Sie mehr in diesem Bericht:

Bericht Download (6 MB): sandaal-nordsee-fischerei-industriefischerei-meeresschutz-schutzgebiete-grundschleppnetze-doggerbank-futtermittel-fischoel-fischmehl-aquakulturen-bericht-bund-2025


In eigener Sache:

Die Sandaale im GfI-Fischartenatlas

SandaalAmmodytes marinusRaitt 1934
https://biodiv-atlas.de/fische/#!/species/40630/details

Gefleckter Großer Sandaal Hyperoplus lanceolatus (le Sauvage 1824)
https://biodiv-atlas.de/fische/#!/species/40960/details

Kleiner Sandaal, TobiasfischAmmodytes tobianusLinnaeus 1758
https://biodiv-atlas.de/fische/#!/species/40631/details

Ungefleckter Großer SandaalHyperoplus immaculatus(Corbin 1950)
https://biodiv-atlas.de/fische/#!/species/40734/details

NacktsandaalGymnammodytes semisquamatus(Jourdain 1879)
https://biodiv-atlas.de/fische/#!/species/40726/details