PM des Leibniz-Instituts für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) vom 05.05.2023

Rettungswege für den Stör: Forschende schlagen Artenschutzmaßnahmen an Staudämmen vor

Störe sind eigentlich Überlebenskünstler, es gibt sie schon seit über 200 Millionen Jahren. Heute sind jedoch alle 26 verbliebenen Störarten vom Aussterben bedroht. Wehre und andere Querbauwerke in den Flüssen behindern die Wanderfische nicht nur auf ihrem Weg zu den Laichplätzen, viele Tiere sterben auch in den Turbinen der Wasserkraftwerke. Konventionelle Fischaufstiege sind für Störe vielfach nicht artgerecht ausgelegt. Forschende unter Leitung der chinesischen Yunnan Universität, der Chinesischen Akademie der Wissenschaften und des IGB legen nun eine Handlungsempfehlung vor, wie Störe mit Umgehungsrinnen an Staustufen geschützt werden, und diese als zusätzlichen Lebensraum nutzen können. (…) 

Positive Beispiele für die Umgehung von Wehren gibt es bereits: Mehrere erfolgreiche Beispiele für naturnahe Umgehungsgerinne stützen die Vorschläge der Forschenden. Am Namakan River in Ontario, Kanada, wurde ein naturnaher Kanal gebaut, der aus einer Reihe von Stromschnellen besteht, sich über zwei Kilometer erstreckt und eine durchschnittliche Wasserhöhe von sieben Metern aufweist. Genetische Analysen haben bestätigt, dass der See-Stör (A. fulvescens) den Kanal nutzt, um flussaufwärts zu gelangen, was zur Erhaltung seiner Population im Fluss beiträgt. Um den Konstantinovskiy-Damm am Don in Russland zu umgehen, wurde ein naturnahes Umgehungsgerinne für Störe gebaut. Der Kanal ist sechs Kilometer lang, 22 Meter breit und durchschnittlich zwei Meter tief. Nachweise von bis zu 2.500 aufsteigenden Stören und der Nachweis der Eiablage des Sternhausens (A. stellatus) haben dazu geführt, dass neue Projekte für Umgehungsgerinne an anderen Don-Staudämmen geplant sind. Die jüngste vielversprechende Fallstudie stammt aus Montana, wo am Intake Diversion Dam ein 3,4 km langer Seitenkanal zum Lower Yellowstone River angelegt wurde. Drei wildlebende, geschlechtsreife Schaufelstöre (S. albus) und neun markierte Tiere dieser vom Aussterben bedrohten Art durchschwammen den Kanal bereits wenige Wochen nach seiner Fertigstellung.

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PM des Leibniz-Instituts für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) vom 05.05.2023

Nach der Umweltkatastrophe werden wieder Baltische Störe besetzt: IGB führt Wiederansiedlungsprogramm an der Oder fort

Das Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) und das NABU-Naturerlebniszentrum Blumberger Mühle führen gemeinsam mit dem Nationalpark Unteres Odertal und der Teichwirtschaft Blumberger Teiche einen Besatz mit Baltischen Stören in der Oder durch. Am 8. Mai 2023 werden rund 2.000 Jungtiere bei Stützkow in die Freiheit entlassen. Ursprünglich sollten die Tiere bereits im Herbst 2022 ausgewildert werden, doch das war aufgrund der menschengemachten Oder-Katastrophe nicht möglich. Nun startet ein neuer Anlauf. Ziel des Programms ist es, eine sich selbst erhaltende Störpopulation im Fluss aufzubauen und so die imposanten Wanderfische vor dem Aussterben zu bewahren.

Auf den Jungfischen ruhen große Hoffnungen für den Artenschutz. Die meisten von ihnen sind zwischen 10 und 15, manche bis zu 60 Zentimeter lang. Sie stammen von 29 laichreifen Elterntieren des seltenen Baltischen Störs (Acipenser oxyrinchus) ab, die in Mecklenburg-Vorpommern an der Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei (LFA) im Rahmen des Wiederansiedlungsprojekts gehalten und vermehrt werden. (…)

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