Kleine Helden der Auen
Die Rettung des Schlammpeitzgers in Hohenau
Am 19. September wurde im ausgebaggerten Altarm der Alten Thaya bei Hohenau ein besonderer Moment gefeiert: Über 1700 Jungfische des Schlammpeitzgers (Misgurnus fossilis) fanden hier ein neues Zuhause. Die Aktion begleitete eine neugierige Schulklasse der 3. Mittelschule, die vor Ort die faszinierenden Eigenheiten dieses spezialisierten Auenbewohners kennenlernte. Auch Sonja Behr (ÖKF) zeigte großes Interesse und unterstützt das Vorhaben tatkräftig. Biologe Gerhard Käfel erklärte mit einem Lächeln: „Man hört es, als würde jemand in die Badewanne blubbern“ – ein beeindruckendes Beispiel, wie der Schlammpeitzger Luft atmet und so Trockenzeiten überlebt.
Die Jungfische stammen aus einem Forschungsprojekt der Universität Innsbruck, wo Dr. Josef Wanzenböck und sein Team die Ökologie dieser Art erforschen. Die Erkenntnisse fließen in das umfassende Projekt der Biologischen Station Hohenau-Ringelsdorf (Verein AURING) ein, das mit Unterstützung von Gemeinde, Grundbesitzern und Biodiversitätsfonds den Lebensraum des Schlammpeitzgers stärkt.
Durch das Wiederöffnen alter Grabensysteme, den Wasserstau durch Dammbalken und das Freilegen von Laichplätzen auf rund 25 Hektar wird ein vielfältiges und vernetztes Auen-Gewässersystem geschaffen – ein Refugium nicht nur für den Schlammpeitzger, sondern für zahlreiche weitere bedrohte Arten.
Unterstützt und begleitet wurde das Ereignis von Bürgermeister, Vizebürgermeister sowie zahlreichen Fachleuten, die gemeinsam das große Engagement für Natur- und Artenschutz vor Ort würdigten. Thomas Zuna-Kratky vom Verein AURING betont:
„Der Schlammpeitzger ist ein Charakterfisch der Auen, dessen Fortbestand durch den Verlust naturnaher Lebensräume massiv gefährdet ist.“
Zum Abschied erhielten die Schüler:innen mit Einverständnis der Lehrer:innen das ÖKF-Jugendheft „Abenteuer Angeln“, das den Blick für die Schönheit und Bedeutung von Wasserlebensräumen und ihren Bewohnern öffnet – ein wichtiger Beitrag zur Umweltbildung, der das praktische Erlebnis ergänzt.
Ausblick:
- Am 22. Oktober 2025 wird das Projekt in Hohenau mit Vorträgen und Exkursionen der Öffentlichkeit vorgestellt. Die Anmeldung erfolgt beim Verein AURING (umweltbildung@auring.at).
- Direkt im Anschluss, vom 23. bis 26. Oktober 2025, findet im Naturhistorischen Museum Wien das Symposium „The Fish of Muddy Waters“ statt. Dort präsentieren Dr. Josef Wanzenböck und sein Team neueste Forschungsergebnisse zum Schutz von Auenfischarten. Am 26. Oktober wird eine Exkursion zu den Renaturierungsmaßnahmen in Hohenau angeboten.
- Besonders hervorzuheben ist: Der Schlammpeitzger ist einer der Kandidaten für den Titel „Fisch des Jahres 2026“ – eine Chance, seiner bedrohten Existenz mehr Aufmerksamkeit zu verschaffen. Jede Stimme zählt – mitmachen und abstimmen unter fisch-des-jahres.info.
Quelle:
In eigener Sache – GfI-Fischartenatlas
Der Schlammpeitzger Misgurnus fossilis im GfI-Fischartenatlas: https://biodiv-atlas.de/fische/#!/species/40094/details
Hintergrundfoto: Schlammpeitzger aus dem Bremer Blockland (Foto: Armin Maywald)
